Sechs Jahre lang waren die ZertifikateAwards der krönende Abschluss eines erfolgreichen Derivate-Jahres. Bei der siebten Auflage des führenden Branchen-Events herrschte unter den rund 200 anwesenden Bankern, Vermögensverwaltern und Medienvertretern indes eher gedämpfte Stimmung. Sie war geprägt von Entsetzen über die historische Dimension der Finanzkrise, einem gewissen Maß an Wut wegen der Zertifikate-Hetzjagd einiger Massenmedien und einer gehörigen Portion selbstkritischer Nachdenklichkeit.
Die Moderatoren des Abends - wie im Vorjahr ZJ-Gründer Christian W. Röhl und Jörg Eigendorf, Ressortleiter Wirtschaft & Finanzen für DIE WELT und die "Welt am Sonntag" - wiesen dann auch explizit darauf hin, dass die ZertifikateAwards nicht nur als Anerkennung für die Emittenten, sondern vor allem als Wegweiser für den Anleger gedacht sind. Und weil ein solcher Wegweiser gerade in stürmischen Zeiten nicht einknicken dürfe, wäre eine Absage der Preisverleihung das falsche Signal zur falschen Zeit gewesen.
Dennoch stand die mit 29 Vermögensverwaltern, Private Bankern, Wissenschaftlern und Journalisten besetzte Fach-Jury diesmal vor besonders schwierigen Entscheidungen – etwa in der Kategorie Bonus-Zertifikate: Kann man Produkte, die im Tiefenrausch der Märkte zu Tausenden kollabiert sind und Anlegern statt defensiver Qualitäten horrende Verluste beschert haben, wirklich mit einem Award würdigen? Man kann, so die Experten. Denn zum einen war es ja gerade das gar nicht mehr so kleine Sortiment an "Reverse Bonuspapieren", mit dem man Depots absichern oder aktiv am Abschwung verdienen konnte – und zum anderen locken die Klassiker wegen der hohen Volatilität und der üppigen Dividendenrenditen derzeit mit besonders guten Konditionen. Dass der Bonus-Award allen Zweifeln zum Trotz nicht ausgespart wurde, freute vor allem die Commerzbank – sie gewann diese Kategorie mit deutlichem Vorsprung vor BNP Paribas und Sal. Oppenheim. Auch bei den Discount-Zertifikaten und den Hebel- Produkten hatte das Team um Klaus Oppermann die Nase vorn – und zusammen mit dem zweiten Platz bei den Express-Papieren reichte das für eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Jury-Gesamtwertung.
Die wichtigste Auszeichnung des Abends war indes der diesmal ausschließlich auf die Emittentenqualität (Bonität, Handel, Spread-Kontinuität, Erreichbarkeit und Dokumentation) fokussierte Preis für den besten Anleger- Service. Newsletter-Angebote, Internet- Auftritte und sonstige Marketing-Anstrengungen der Banken wurden anders als in den Vorjahren nicht mitgewertet; überdies gab es keinerlei Vorab-Nominierungen. Man hätte deshalb eigentlich ein breit gestreutes Votum erwarten können, doch es kam ganz anders: Ganze vier Häuser erreichten signifikante Punktzahlen – letztendlich ein böses Verdikt über die Infrastruktur der Branche.
Umso wertvoller ist der Award natürlich für diejenigen, die in der Wahrnehmung der Jury ganz oben stehen – BNP Paribas und die Deutsche Bank, nur durch drei Punkte getrennt. Obwohl die Deutsche Bank nach sechs Jahren den ersten Platz in dieser "Königsdiziplin" verloren hat, darf sich das Team um Reinhard Bellet bestätigt sehen: Zusammen mit der BNP Paribas, die in der Gesamtwertung auf den dritten Platz vorrückte, ist Deutschlands Geldhaus Nummer eins mit Blick auf die Emittenten-Qualität der Leuchtturm der Zertifikate-Branche. Beide Häuser erhielten von den Juroren vor allem dafür Lob, dass auch in turbulenten Zeiten selbst für größere Orders überwiegend faire Preise gestellt wurden und es nur zu relativ wenigen Handelsausfällen kam.
Mit gewissem Abstand folgen punktgleich die Commerzbank und HSBC Trinkaus, wobei die Trophäe wegen der höheren Anzahl an Top-Wertungen an HSBC Trinkaus ging. Ein gelungener Abend also für die Bank vom Rhein, denn auch bei den Hebel-Produkten reichte es für die Bronzemedaille – hinter der Deutschen Bank, die auch bei Index- und Discount-Zertifikaten sowie in der Jury-Gesamtwertung auf Platz zwei landete. Damit stand das X-Markets-Team zwar erstmals nie ganz oben auf dem Podium; gleichzeitig ist der Branchen-Primus in der Breite so gut aufgestellt wie kein anderes Haus.
Und im Gesamtkonzern Deutsche Bank dürfen sie sich dennoch als Sieger fühlen, denn DWS GO belegte nicht nur bei den Strategie-Papieren den ersten Platz, sondern wurde auch für die "Innovation des Jahres" gewürdigt – nämlich die neuen, mit Staatsanleihen unterlegten Zertifikate.
Die einst vom heutigen DWS-Geschäftsführer Dr. Stephan Kunze aufgebaute und nun unter der Flagge der RBS Group segelnde Zertifikate-Abteilung von ABN Amro, vor zwei Jahren noch Jury-Gesamtsieger, konnte dagegen nur einen ersten Platz einheimsen – den überlegenen Sieg bei Index- Papieren. Den Award für die besten Kapitalschutz-Produkte hat die DZ Bank zurückerobert, die außerdem den Publikumspreis "Zertifikatehaus des Jahres" vor der WGZ Bank und der HVB verteidigte.
Bei der Leserwahl zum "Zertifikat des Jahres" schaffte die HypoVereinsbank mit ihren Opti-Anleihen sowie ihren strukturierten Fonds sogar einen Doppelsieg – wie bei den Genossenschaftsbanken auch dank eifriger Mobilisierung des eigenen Netzwerks. Doch auch die Fach-Jury schickte mit dem ersten Platz bei den Express-Zertifikaten und Rang drei im Index-Bereich zwei Awards nach München.